Irgendwann könnte es so weit sein: Dein Kind – oder besser gesagt: Teenager – will ein Piercing. Ist dieser Wunsch erst einmal ausgesprochen, tun sich schnell Gräben auf. Die Eltern sind dagegen und der Jugendliche kann das kategorische Nein nicht verstehen und vielleicht auch nicht akzeptieren. Nun ist wochenlanger Streit vorprogrammiert. Und wenn es ganz schlecht läuft, lässt sich dein Kind heimlich ein Piercing von einen Typ, der in einem Wohnwagen lebt, stechen, das sich dann noch schlimm entzündet.
Damit dich der Piercing-Wunsch deines Teenagers nicht aus heiterem Himmel trifft, solltest du vorausschauend handeln und dich mit diesem Beitrag gut schon vorab vorbereiten.
Das findest du alles in diesem Beitrag:
Dich erwartet in diesem Artikel ein Überblick über gängige Piercingarten. Du wirst über Langzeitfolgen, Risiken und Hygiene bei Piercings informiert. Ich kläre dich außerdem über die Rechtslage auf und wir sehen uns die psychologischen Gründe des Piercing-Wunsches an. Zum Schluss findest du eine Aufzählung typischer Argumente für ein Piercing, die dein Kind möglicherweise vorbringen wird, und Gegenargumente für dich sowie ein praktisches Beispiel eines gelungenen Gesprächsablaufs zwischen dir und deinem Kind zum Thema Piercing.
Welche Piercings gibt es am Ohr?
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[fruitful_tab title=“Industrial Piercing“] oder auch Scafford genannt wird frei als Baugerüst übersetzt [/fruitful_tab]
[fruitful_tab title=“Helix Piercing“] rund um den äußeren Rand der Ohrmuschel [/fruitful_tab]
[fruitful_tab title=“Rook Piercing“] am oberen Ende der inneren Ohrkante [/fruitful_tab][fruitful_tab title=“Snug Piercing“] an der inneren Ohrkante [/fruitful_tab][fruitful_tab title=“Conch Piercing“] durch die innere Ohrmuschel [/fruitful_tab][fruitful_tab title=“Tragus Piercing“] Knorpel am Eingang des Gehörkanals [/fruitful_tab][fruitful_tab title=“Lobe Piercing“] alle Piercings des Ohrläppchens. Ein Tunnel ist ein Ohrschmuck, der das Ohrloch des Ohrläppchens weit dehnt. [/fruitful_tab]
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Welche Piercings gibt es am und im Mund?
Die häufigsten Piercings am Mund sind folgende:
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[fruitful_tab title=“Zungenpiercing“]Piercing durch die Mitte der Zunge. [/fruitful_tab]
[fruitful_tab title=“Uvula Piercing“] Piercing durch das Gaumenzäpfchen [/fruitful_tab]
[fruitful_tab title=“Lippenbändchen Piercing“] Piercing (oft als Ring) durch das Lippenbändchen. [/fruitful_tab][fruitful_tab title=“Piercing der Lippe“] Piercings können auch direkt durch die Lippe gestochen werden. [/fruitful_tab][fruitful_tab title=“Piercing um den Mund“] Oberhalb oder unterhalb der Lippen können Piercings an jeder beliebigen Stelle gestochen werden. [/fruitful_tab]
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Welche Piercings gibt es an der Nase?
Die gängigsten Piercings an der Nase sind:
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[fruitful_tab title=“Septum Piercing“] Piercing durch die Nasenscheidewand [/fruitful_tab]
[fruitful_tab title=“Nostril Piercing“] Piercing durch den Nasenflügel [/fruitful_tab]
[fruitful_tab title=“Bridge Piercing“] Piercing an der Nasenwurzel [/fruitful_tab]
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Welchen Piercing Schmuck gibt es?
Ab wann darf man ein Piercing haben?
Tatsächlich gibt es zur Zeit in Deutschland keine gesetzliche Altersgrenze für Piercings. Relevant ist die geistige Reife der Jugendlichen. Die Frage ist, ab wann ein Teenager abschätzen kann welche Folgen die Verletzung in Zukunft haben kann.
Piercer verlangen allerdings eine Einwilligungserklärung von den Eltern, wenn der Jugendliche unter 18 Jahre alt ist. Dies sichert ihn allerdings nur gegen spätere Einwände der Eltern ab. Rechtlich ist er nicht auf der sicheren Seite, denn er kann nicht abschätzen, ob der Jugendliche die geistige Reife für solch eine Entscheidung bereits hat.
Die Europäische Vereinigung für professionelle Piercings (EAPP) lehnt Piercings bei Jugendlichen unter 14 ab. Ist der Teenager über 14 Jahre alt, ist eine Einverständniserklärung eines anwesenden Erziehungsberechtigten gefordert. Juweliere sehen das lockerer.
Manche Eltern lassen sogar schon ihren Babys Ohrlöcher stechen. Für mich ist das Körperverletzung, da dem Baby oder Kleinkind das Grundrecht auf einen unversehrten Körper genommen wird. Die obereste Pflicht der Eltern ist es, die Unversehrtheit des Körpers des Kindes zu beschützen und zu verantworten, bis das Kind volljährig ist. Das gilt meines Erachtens auch für die Beschneidung, aber das ist ein anderes Thema.
Völlig daneben finde ich persönlich das Urteil des Münchner Amtsgerichts:
Um sich ein Piercing stechen zu lassen, geht man einen Vertrag mit dem Piercer ein. Ist das Kind unter sieben Jahre alt, darf es keinen Vertrag abschließen. Ist der Jungendliche zwischen 7 und 18 Jahre alt, braucht er die Einverständniserklärung der Erziehungsberechtigten, um einen Vertrag abschließen zu dürfen. Allerding darf ein Kind im Alter zwischen 7 und 18 Jahren frei über sein Taschengeld verfügen und sich damit auch ein Piercing stechen lassen (nach § 110 BGB (vgl. Amtsgericht München, Urteil vom 17.03.2012, Az. 213 C 917/11)).
Langzeitfolgen, Risiken und Hygiene
Warum will dein Kind ein Piercing? 7 mögliche psychologische Beweggründe
1. Piercing-Grund: Schönheit
Schönheit ist eine natürliche Überlegenheit gegenüber anderen. Wer schön ist, hat einen klaren Fortpflanzungsvorteil. Es gibt Studien, die behaupten, dass sich Menschen mit Körperschmuck attraktiver fühlen.
2. Piercing-Grund: Individualität
Der Wunsch aus der Masse hervorzustechen, bewegt manche Menschen dazu sich zu piercen. Die meisten Teenager wollen allerdings lieber innerhalb ihres Bekanntenkreises als „normal“ gelten. Ein paar wenige wünschen sich anders zu sein. Manchmal sind diese Teenager von einem bewunderten Star beeinflusst (Sänger, Youtuber, Instagramer).
3. Piercing-Grund: Zugehörigkeit
Vielleicht wünscht sich ihr Kind die Zugehörigkeit zu einer Gruppe, bei der Piercings gerade in sind.
4. Piercing-Grund: Abgrenzung
Jugendliche wollen sich in der Regel von der Elterngeneration abgrenzen. Aus diesem Grund gibt es die Jugendsprache, Medien, die vorwiegend Jugendliche nutzen und eine neue Musikrichtung. Das ist auch gut so, da sich sonst die Menschhheit wohl nie weiterentwickelt hätte.
5. Piercing-Grund: Rebellion
Rebellion gehört zur Abgrenzung, muss aber als Steigerung gesehen werden. Mit einem anderen (provozierenden) Aussehen wollen die Jugendlichen der Generation der Eltern zeigen, dass sie mit bestimmten Themen oder Einstellungen der Älteren nicht einverstanden sind.
6.Piercing-Grund: schwaches Selbstbewusstsein
Mancher Teenager möchte sich von einer Gruppe, z.B. seiner Klasse, optisch abgrenzen, weil er sich nicht angenommen oder gar gemoppt fühlt. Statt sich diese Demütigung anmerken zu lassen, überspielt er sein schwaches Selbsvertrauen mit betonter Coolness. Er findet die Klassenkameraden dann dumm, naiv und kindisch. Auf der anderen Seite gibt es auch Jugendliche, die aufgrund ihres schwachen Selbstbewusstseins ein Piercing haben möchten, um zur Gruppe dazu zugehören.
7. Piercing-Grund: Sexualität
Piercings an Zunge, Bauchnabel, Brustwarzen uns im Intimbereich können ein Indikator für sexuelle Aktivität sein bzw. dem Wunsch danach. Möglicherweise hat ihr Kind eine neue Beziehung oder versucht seine Bezihung zu retten.
Piercings: in oder out?
Argumente für und gegen Piercings
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[fruitful_tab title=“Teenager: pro Piercing“] „Mit Piercing sehe ich besser aus als ohne Piercing.“
„Mit einem Piercing kann ich mich von anderen äußerlich abheben. Es unterstreicht meine Individualität.“
„Ein Piercing ist kein Staatsakt, sondern nur ein modisches Accessoires.“
„Piercings sind jetzt gerade in. Der Star XY hat es auch.“
„Piercings kann man sich wieder entfernen lassen. Das sind keine Tätowierungen!“
„Mein Körper gehört mir! Darüber kann nur ich bestimmem!“[/fruitful_tab]
[fruitful_tab title=“Elternteil: contra Piercing“] „Ein Piercing ist ziemlich teuer und du musst es mit deinem Taschengeld bezahlen.“
„Wenn der Piercer nicht sauber arbeitet, können sich Krankheiten wie HIV oder Hepatitis übertragen.“
„Du wirst mit einer Entzündung und einem langen Heilungsprozess rechnen müssen.“
„Piercings sind möglicherweise bald wieder aus der Mode.“
„Es enstehen Narben.“
„Piercings können auch süchtig machen. Nach dem ersten willst du immer mehr.“
„Du hast Einschränkungen im Alltag z.B. im Sport oder beim Essen.“
„Du kannst die Konsequenzen jetzt nicht absehen. Du wirst mit Ablehnung und Vorurteilen am Arbeitsmarkt konfrontiert.“[/fruitful_tab]
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Wo kann man Piercings kaufen?
So reagierst du richtig auf den Piercing-Wunsch deines Kindes
Von der Theorie nun endlich in die Praxis. Das Gespräch mit deinem Teenager könnte wie folgt ablaufen.
Dir muss klar sein, dass, wenn dein Kind seinen Piercing-Wunsch äußert, es fest damit rechnet, dass es zum Streit mit dir kommt. Demnach ist es wahrscheinlich auf Krawall gepolt, wie man so schön sagt. Du solltest deinen Teenager mit deiner Reaktion so verblüffen, dass du ihm allen Wind aus den Segeln nimmst.
Stell dir vor dein Sohn oder deine Tochter kommt zu dir und sagt: „Mama (Papa), ich will ein Piercing!“ Dann fragst du: „Welches?“ Deiner ganzen Mimik, Gestik und deinem Tonfall muss wirklich und unbedingt wahres Interesse zu entnehmen sein.
Dein Kind wird mit dieser Reaktion niemals gerechnet haben. Es stutz vermutlich kurz und teilt dir dann sein Wunschpiercing mit. Denke daran, dass dein Teenager zu diesem Zeitpunkt immer noch mit einem drohenden Krieg mit dir rechnet.
Entgegene nun sehr interessiert: „Das Piercing XY kenne ich gar nicht. Ich kann es mir gar nicht vorstellen. Zeige mir doch mal Bilder davon!“ Dein Kind wird etwas misstrauisch, aber auch ein wenig erleichtert und vorallem entspannter nun dir Bilder auf dem Smartphone, Tablet oder PC zeigen wollen. Wichtig ist, dass du dich in entspannter Atmosphäre mit deinem Kind HINSETZT! Schaut euch gemeinsam die Bilder an und redet darüber.
Vielleicht bekommst du ca. 10 Bilder gezeigt. Bitte kommentiere ein Drittel der Bilder positiv. Somit fühlt sich dein Kind von dir verstanden. Es entsteht eine sichere und behütete Gesprächsatmosphäre.
In diesem vertrautem Beisammensein fragst du dann ganz ernst deinen Teenager (ohne Wertung), warum er dieses Piercing wirklich haben möchte. Höre dir seine Erklärung wohlwollend und ohne wertende Mimik an.
Darauf hin bittest du dein Kind um Bedenkzeit. Sage: „Ich kann deinen Wunsch verstehen. Ich brauche allerdings etwas Bedenkzeit, denn meine Aufgabe als deine Mama (dein Papa) ist es, dafür zu sorgen, dass die Unversehrtheit deines Körpers gewährleistet ist bis du volljährig bist. Kannst du das verstehen?“ Natürlich wird dein Kind das bejahen. Es will schließlich, dass du dich in der Bedenkzeit FÜR das Piercing entscheidest.
Bitte dein Kind auch diese Zeit zu nutzen. Es soll fünf Pro Argumente und fünf Contra Argumente selbständig aus dem Internet heraussuchen. Auf der Basis kannst du das weitere Gespräch (ca. eine Woche später) gut steuern. Gehe auch unbedingt auf den Grund des Piercing-Wunsches noch einmal ein. Hier ergeben sich mögliche Piercing-Alternativen. Vielleicht reicht am Ende eures Dialoges auch ein Fake-Piercing.
Und wer weiß, vielleicht entscheidet ihr euch auch für ein Piercing. Aber dann mit einem guten Gefühl und ohne Streit.
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Buchempfehlungen für Eltern mit Teenagern:
Der Bestseller für die schwierige Zeit der Pubertät. Liebe Mami, du musst da nicht alleine durch. Nutze dieses Buch für ein entspannteres Miteinander.
Für deinen Teenager möchte ich dir wärmsten dieses Buch an Herz legen. Dies ist ein Gesundheitsbuch für Jungen und Mädchen zwischen 12 und 18 mit vielen Tipss zur Selbsthilfe bei kleinen Erkrankungen, aber auch Ratschlägen, wann man zum Arzt gehen sollte. Manchmal erzählen Teenager bestimmte Symptome nicht den Eltern. In diesem Buch können sie selbst nachschlagen und wissen dann, ob es gesundheitlich gefährlich ist oder nicht.
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