Wenn es dir wie mir geht, dann ist schon der Morgen eines jeden Tages so voller Aufgaben und Pflichten, dass keine Zeit für dich selbst bleibt.
Ich muss schon sehr früh raus, weil wir durch den Münchner Stau morgens müssen. Ich muss meinen Mann und meine Tochter wecken, sie ständig antreiben, an alles denken, nebenbei mich irgendwie einigermaßen fertig machen und dann schwer bepackt mit Luisa auf dem Arm ins Auto und los.
Mist, schon wieder habe ich mein Frühstück vergessen und auch wieder nicht mal einen Schluck Wasser getrunken. Ich fahre zur Kita, hoffe auf wenig Stau, hoffe auf kein Geschrei vom Rücksitz und merke, wie verkrampft ich schon wieder bin.
Aber auch am Wochenende komme ich selbst viel zu kurz. Irgendwann um halb sieben wacht Luisa auf. Sie muss gewickelt werden, ich muss ihr Frühstück machen und ihr irgendein Buch oder Spiel möglichst SOFORT holen. Dann kommen ein paar Minuten, in denen ich es schaffe mir auch ein kleines Frühstück herzurichten. Nichts aufwendiges natürlich. Dafür bleibt keine Zeit. Ich setze mich ungekämmt, im Schlafanzug kurz an den Tisch. Trinke einen Schluck Tee und beiße in mein Brot. Das war´s. Denn schon weint Luisa plötzlich furchtbar. Herzzerreißend! Das Buch ist zu schwer für sie, ich muss es holen. Ich verdrehe die Augen, weil es sich wieder um die schwere Kinderbibel mit den Milliarden Seiten handelt, die ich ALLE! vorlesen muss. Ich springe auf und gebe ihr was sie will. Sie nimmt meine Hand und dirigiert mich auf unser Sofa. Vorlesezeit!
Manchmal habe ich Glück und sie will nicht die ganze Geschichte hören. Ich setze mich wieder an meinen Frühstückstisch. Plötzlich hat Luisa wieder ein anderes unlösbares Problem. Das Pferd von Schleichtiere bleibt auf der schiefen Ebene nicht stehen. Die Heulsirene ertönt so laut, dass es mir in den Ohren schmerzt. Als ich die weltbedrohende Katastrophe des umfallenden Pferdes gelöst hatte, finde ich mein Frühstück kalt und vertrocknet vor.
Und das ist nur der Morgen. Als Mama weißt du, wie der Tag weitergeht.
Neulich kam mir genau in so einer Situation ein Geistesblitz:
Was für eine Botschaft, sende ich an mein Kind, wenn ich immer mein Frühstück oder etwas anderes unterbreche, um ihr bei einem nicht unbedingt dringenden Problem oder Bedürfnis zu helfen, anstatt zuerst mein Frühstück oder etwas anderes, zu beenden?
Indem ich immer alles stehen und liegen lasse, sobald Luisa ein Problem oder Bedürfnis hat, obwohl es nicht dringend ist, bringe ich ihr unterbewusst bei, dass meine Bedürfnisse weniger wichtig sind als ihre Bedürfnisse. Ich versäume auch die Chance, ihr Geduld und Respekt zu vermitteln.
Nochmal zum Mitschreiben:
Es ist nicht die Pflicht einer Mama alles sofort zu unterbrechen, obwohl das Problem der Kinder nicht dringend ist!
Alles muss jetzt sofort sein, ohne Rücksicht darauf, dass der andere gerade mit etwas anderem beschäftigt ist. Das Wort Warte! sollten Kinder nicht nur kennen, sondern auch respektieren können. Denke daran, ich spreche von Kindern, nicht von Babys! Babys verstehen das noch nicht, aber ein Kind ab 18 Monaten oder ein paar Monate früher kann das durchaus lernen.
Vorteil 1: Zufriedene Mama
Happy wife happy life heißt es doch immer. Je glücklicher und entspannter, wir als Mütter sind, desto glücklicher und entspannter sind auch unsere Familien. Eine abgehetzte, entnervte und daher auch ungeduldige und gereizte Mama macht nicht die beste Stimmung zu Hause. Dafür muss die Familie lernen, zu warten. Und du musst lernen, dass du zuerst kommst. Pay yourself firts!
Vorteil 2: Die Erziehung des Kindes zu einem respektvollen, geduldigen Menschen
Ist das nicht der finale Traum der Erziehung? Vielleicht klappt es ja, und wir haben zum Schluss mit dieser kleinen Änderung einen netten und höflichen Menschen erzogen. Das wäre doch super!
Vorteil 3: Das Kind lernt Probleme selbst zu lösen
Problemlösefähigkeit. War da nicht was? Das wird doch in jeder Stellenbeschreibung gefordert. Die Kleinen müssen lernen, mit ihren Problemchen auch mal alleine fertig zu werden. Wollen wir wirklich dafür verantwortlich sein, wenn wir unsere Kinder ohne diese Fähigkeit auf die Berufswelt loslassen? Ich nicht! Ich esse jetzt mein Frühstück fertig, damit Luisa später eine Chance auf dem Arbeitsmarkt hat. 😉
Liebe Mamas, falls ihr eine andere Mama kennt, die es auch nicht schafft, ihre Bedürfnisse zu erfüllen, dann leitet ihr doch bitte diesen Artikel weiter. Sie wird es euch auf ewig danken.
Du möchtest informiert werden, wenn ein neuer Artikel erscheint?

Bildquelle: edward-cisneros-415590-unsplash.jpg