Gastbeitrag von Anonym:
Also vorweg muss ich erst einmal erklären, dass meine Schwangerschaft erst in der 27. Woche erkannt wurde. Jetzt denken natürlich viele, wie kann das gehen? Man muss doch merken das man schwanger ist! Nein nicht unbedingt.
Endlich schwanger: Ich dachte, ich bekomme nie ein Baby
Im September 2017 wurde ich mit Verdacht auf PCOS (polyzystisches Ovarien Syndrom) von meiner eigenen Frauenärztin zu einer Spezialistin überwiesen, bei der ich allerdings erst Mitte Dezember einen Termin ergattern konnte.
Als ich nun dort war, hat diese mir nach einer umfassenden Untersuchung und auch Blutabnahme mir den Verdacht bestätigt und mich über die Diagnose aufgeklärt.
Endlich schwanger: Der Kinderwunsch war da
Im Klartext hat sie mir gesagt, dass meine Hormone öfter falsch oder in verkehrter Dosis produziert werden und meine Eizellen nicht springen können. Und ohne Eisprung habe ich demzufolge auch schon seit Monaten keine Periode mehr.
Sie sagte mir auch, dass es für mich sehr schwer werden würde, schwanger zu werden, was ich mir schon wünschte. Nicht unbedingt sofort, aber schon bald.
Endlich schwanger: Ich war niedergeschlagen
Sie sagte ich hätte noch Zeit, das zu behandeln, ich sei ja erst 22. Ich müsste eine Hormontherapie machen und mit etwas Glück würde es dann irgendwann klappen.
Ich war ziemlich niedergeschlagen und verabschiedete mich erstmal von dem Gedanken bald ein Kind zu bekommen. Es wurden in den nächsten Wochen noch einige (Blut-)Tests gemacht, aber alle mit demselben Ergebnis.
Endlich schwanger: Doch ein Test?
Im Februar wurde ich dann plötzlich krank. Ich lag wochenlang im Bett und fühlte mich elend. Als ich zum Arzt ging, wurden mir Magenbakterien nachgewiesen und mir erklärt, ich hätte eine Magenschleimhautentzündung. Naja, nach etwa 6 Wochen beruhigte sich alles und der Alltag kehrte wieder ein.
Ende Mai fühlte ich mich wieder etwas schlechter, aber ich hatte keine Symptome, nur so ein Gefühl. Nach langem Hin und Her überlegen, beschloss ich, einen Schwangerschaftstest zu machen, obwohl ich ja wusste, dass das nahezu unmöglich wäre.
Endlich schwanger: Das war keine Magenschleimhautentzündung
Und Tada: der Test war positiv! Mir fiel es wie Schuppen von den Augen, es erklärte einfach alles. Und die Magenschleimhautentzündung war gar keine, sondern nur die berühmte Morgenübelkeit.
Ich ging am nächsten Morgen sofort zu meiner eigentlichen Ärztin, aber die hatte Urlaub und so ging wieder zu der Spezialistin. Die schallte und Tada: ein Baby! Aber: das Kind ist schon so groß! Sie sind bereits in der 27. Woche.
Endlich schwanger: Das entscheidende Kreuz
Daraufhin bin ich erstmal kurz umgekippt vor Schock in der Praxis. Die Ärztin war genauso erstaunt wie ich und holte erstmal ihre Akte raus. Sie gab zu, bei allen Bluttests, nie das entscheidende Kreuz bei dem Wert für das HCG Hormon gemacht zu haben, weil eine Schwangerschaft so unwahrscheinlich war.
Und als ich damals zur Erstuntersuchung bei ihr war, war ich bereits 2. oder 3. Wochen schwanger, die hat es aber auf dem Ultraschall nicht erkannt, weil sie danach nicht gesucht hat.
Endlich schwanger: Ich habe nichts geahnt
Und aufgrund meiner sowieso ständig ausbleibenden Periode hatte ich selbst auch keinen Hinweis, denn bis dato, war auch mein Bauch nicht gewachsen. Ich bin sowieso etwas fülliger und das Kind konnte sich gut verstecken und unerkannt bleiben.
Die Schwester dort fragte gleich, ob ich denn keine Kindsbewegungen gespürt habe und ich sagte, doch, jetzt wo ich weiß, dass es welche waren, schon! Allerdings wurde mir vor einigen Jahren die Gallenblase entfernt und ich seither habe ich täglich Bauchgrummeln und mich somit nicht darüber gewundert, wenn es mal etwas mehr gepoltert hat.
Endlich schwanger: Mein Mann flippte aus!
Ich habe erstmal meinen Mann angerufen und ihn informiert und gesagt, er solle für heute Schluss machen und nach Hause kommen. Er flippte am Telefon bereits vor Freude und Glück aus und kam auch mittags direkt nach Hause.
Endlich schwanger: Ist alles in Ordnung?
Ich selbst musste es erst verarbeiten und konnte die Vorfreude noch nicht so recht genießen. Ich hatte einfach so Angst, dass etwas nicht in Ordnung wäre.
Ich hatte in den letzten 6 Monaten ja gelebt wie immer und auch 3- oder 4-mal etwas getrunken oder die ein oder andere Zigarette geraucht.
Und es gab auf einmal so viel zu erledigen! Mein Mann informierte erstmal die ganze Familie, ich selbst war dazu nicht in der Lage.
Endlich schwanger: Pures Glücksgefühl!
Wir gingen zeitig schlafen und ich konnte mich beruhigen. Am nächsten Morgen sah die ganze Welt völlig anders aus und das einzige Gefühl, was übrig blieb von dem Chaos vom Vortag, war pures Glück. Ich war schwanger!
Endlich schwanger: Der Geburtstermin wird festgelegt
5 Tage später ging’s dann zur Feindiagnostik zurück in die Betreuung meiner eigentlichen Frauenärztin, der ich erstmal alles erklären musste. Sie war nicht weniger erstaunt als ich.
Die Untersuchung ergab, dass das Kind kerngesund ist und gut entwickelt. Es würde ein Junge werden! Der Geburtstermin wurde auf den 04.09.2018 festgelegt.
Endlich schwanger: Das letzte Trimester
Allerdings sagte man mir gleich, dass das sehr ungenau ist, dass man aufgrund der fortgeschrittenen Schwangerschaft nicht punktgenau wüsste, wann das Kind kommt. Die Ärztin meinte, ich soll mich auf 1-2 Wochen früher einstellen.
Und dann kam der Jahrhundertsommer. Ich war im letzten Trimester und hatte geschwollene Füße und inzwischen eine ziemliche Murmel. Alles verlief aber gut und dem Krümel und mir ging es an sich wunderbar.
Endlich schwanger: 7 Tage drüber
Dann kam der errechnete Termin, aber nichts passierte. Dabei dachte die Ärztin doch, dass es eher früher kommt. Ich hatte nun schon seit etwa 2 Wochen jeden Tag um 16:30 Uhr Vorwehen, die immer unterschiedlich stark waren.
Aber kaum legte ich mich schlafen, waren sie weg. Ich musste mittlerweile jeden 2. Tag zum Arzt zum CTG pilgern. Das Baby wollte einfach nicht kommen und die Ärztin verriet mir, dass ich nach 10 Tagen zur Einleitung ins Krankenhaus eingewiesen werden würde.
Na toll, ich war mittlerweile 7 Tage drüber. Aber dann ging’s doch von noch von allein.
Endlich schwanger: Fruchtwasser oder Urin?
Am 11.09.2018 um 1:00 Uhr morgens wachte ich wie jede Nacht auf und musste zur Toilette. Als ich ins Bad ging und vorm Waschbecken stand, gab es einen Ruck im Unterleib und ein kleiner Schwall Wasser kam raus.
Ich stand 2 m vorm Klo und konnte mir nicht vorstellen, dass ich mich jetzt eingepinkelt hätte. Ich ging dennoch auf die Toilette und dann erstmal duschen.
Endlich schwanger: In der Dusche kam noch mehr
Beim Duschen kam noch etwas mehr heraus und ich war mir mittlerweile ziemlich sicher, dass meine Fruchtblase geplatzt war. Die Ärztin meinte bereits zu mir, dass es sein kann, dass nur wenig Wasser abgeht, denn der Kopf des Babys lag schon tief und versperrte den Ausgang.
Ich weckte also meinen Mann, der sofort hellwach war. Er ging auch kurz duschen und so fuhren wir ins Krankenhaus, wo wir um 1:30 Uhr eintrafen.
Endlich schwanger: Noch mal schlafen!
Dort begrüßte mich eine nette Hebamme an der Tür zum Kreissaal und untersuchte mich erstmal. Das CTG wurde angelegt und ja, es war tatsächlich Fruchtwasser abgegangen.
Nach 2 Stunden wurde ich hoch auf die Station geschickt, ich solle noch etwas schlafen und mein Mann durfte wieder nach Hause.
Endlich schwanger: Die Geburtswehen
An Schlaf war jedoch nicht mehr zu denken. Die Geburtswehen setzten von selbst ein und wurden immer mehr. Bereits um 5:00 Uhr habe ich mich dort oben nicht mehr wohl gefühlt.
Ich ging also wieder runter in den Kreißsaal und wurde erstmal in einen freien Kreißsaal gesteckt und die Hebamme sagte mir, sie würde gleich für mich da sein.
Endlich schwanger: Ganz alleine
Ich hatte all mein Zeug oben auf Station gelassen und war nun ganz allein. Ich fing stehend bereits an die Wehen zu veratmen und schaute immer wieder auf den Flur, ob jemand da war, aber keine Spur.
Nach einer Stunde (6:00 Uhr) kam sie dann wieder und entschuldigte sich, nebenan wäre gerade eine Geburt gewesen, da konnte sie nicht weg.
Als sie mich dann ansah, fragte sie, ob wir denn mal schauen wollen, das sähe ja schon gut aus. Ich brachte unter zusammengebissenen Zähnen heraus, dass sie bitte erst meinen Mann anrufen soll, den bräuchte ich jetzt.
Endlich schwanger: Die Wehen wurden schlimmer
Dann untersuchte sie mich und Tada: 2 cm! Ich hatte mir zwar ja mehr erhofft, aber immerhin.
Um 6:45 Uhr kam dann mein Mann auch wieder dazu. Die nächsten Stunden vergingen und die Wehen wurden schlimmer und dichter.
Ich musste ununterbrochen am CTG hängen und nur in einer bestimmten Position auf dem Bett liegen. Ich durfte mich nicht drehen oder auf die Toilette gehen, wenn ich wollte.
Das war pure Folter, die doofe Sonde drückte so entsetzlich und bei jeder Wehe krallte ich mich am Bett fest. Ich war um 8:30 Uhr bei 4 cm und heulte schon vor Schmerz.
Endlich schwanger: Eine Auswahl an Schmerzmitteln
Ich bekam Schmerzmittel, die nicht anschlugen und eine Maske mit Lachgas, die ich aber nach dem 2. Mal einatmen von mir schlug. Ich konnte das Gefühl im Gesicht einfach nicht ertragen.
Dann wurde ich gefragt wie ich zu einer PDA stünde und ich sagte, ja gebt mir alles, Hauptsache es hilft jetzt was.
Um 9:00 Uhr war das und ich war bei 5 cm. Ich verkrampfte mich so sehr vor Schmerz, dass es nicht mehr weiter ging.
Endlich schwanger: Die schlimmsten zwei Stunden meines Lebens
Leider saß die Anästhesistin im OP fest und ich musste geschlagene 2 Stunden auf die PDA warten. Ich kann gut und gerne sagen, das waren die längsten und schlimmsten 2 Stunden in meinem Leben.
Mein Mann hat mitgefiebert und versucht mir zu helfen, aber ich konnte keine Berührungen auf meiner Haut ertragen und so redete er mir gut zu. Für mich hat es einfach gereicht, dass er da war. Das hat mir Kraft gegeben.
Endlich schwanger: Die PDA
Um 11:00 Uhr kam dann endlich die PDA und etwas Erlösung. Ich konnte die Pausen wieder spüren und etwas durchschnaufen.
Es hat auch überhaupt nicht weh getan, die PDA zu legen, es war nur sehr schwer komplett still zu sitzen unter Wehen, auch wenn es nur eine oder zwei Minuten dauerte.
Trotz der PDA hatte ich volles Gefühl in den Beinen, der Schmerz war auch nicht weg, sondern nur verlagert und mit deutlicheren Pausen.
Endlich schwanger: Wehenmittel
Mein Mann ging schnell runter in die Kantine, einen Happen essen, ich durfte ja nicht. Er kam nach 10 Minuten wieder, aber für mich fühlte es sich wie Stunden an.
Dann wurde mir ein Wehenmittel gegeben, da sich durch die PDA nichts mehr tat. Ich war inzwischen bei 8 cm.
So gegen 12:30 Uhr ging es dann richtig los, da half nichts mehr. Ich habe geschrien und gekämpft und meinem Mann die Arme blutig gekratzt.
Endlich schwanger: Die Presswehen beginnen
Um 13:00 Uhr hatte ich 10 cm erreicht und durfte endlich mit pressen. Richtige Presswehen habe ich ehrlich nie gespürt. Plötzlich ging alles ziemlich schnell, ich drückte und drückte, aber es kam noch nicht.
Ich sollte mich mehr bemühen, aber ich war einfach am Ende meiner Kräfte. Mein Mann hat mir später erzählt, dass die Herztöne des Babys langsam absackten und der Kopf nicht durchkam. Also wurde ein kleiner Schnitt gesetzt und noch einmal gepresst.
Endlich schwanger: Das Baby ist da!
Dann war mein kleiner Krümel auch schon da. Es war 13:44 Uhr, er wog 3630g und war 52 cm groß.
Er wurde mir auf den Bauch gelegt und mein Mann schnitt die Nabelschnur durch. Die Plazenta kam sofort und von ganz allein, das tut auch gar nicht weh. Überhaupt war der Schmerz in der Sekunde einfach vorbei, als das Baby draußen war.
Mein Mann ging mit dem Baby rüber zur U1 während ich genäht wurde. Davon habe ich nichts mehr mitbekommen, ich war komplett schmerzfrei und pulsierte vor Glück.
Endlich schwanger: Voller Glück
Auch strotzte ich auf einmal wieder vor Energie. Dann wurden wir in den benachbarten Raum gebracht und durften 2 Stunden im Kreißsaal verbringen und uns kennenlernen.
In dem Moment als ich mein Baby in den Armen hielt, war der Schmerz und die Strapazen der letzten Stunden wie weggeblasen und vergessen.
Heute, 3 Monate später, kann ich mich an Vieles nicht mehr erinnern, wenn mein Mann es mir nicht erzählen würde. Ohne die PDA hätte ich es nicht durchgehalten und alles in allem war es gut so wie es war.
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