Diffus aber spürbar: Wehe(n) es geht los, oder?
Das war gar nicht so einfach, denn meine „Regelschmerzen“ nahmen ab Mittag wieder an Fahrt auf, die Häufigkeit meines Stuhlgangs wuchs ebenso enorm an und es gesellte sich am Nachmittag ein weiterer Schleimabgang zu einem meiner zahlreichen Toilettengänge. Und insgesamt ging es mir auch ohne Kopfkino nicht sonderlich gut. Thomas sagte daher den Besuch unserer Freunde ab. Als er mit seiner Mutti und seiner Schwester telefonierte, erzählte er, dass es mir heute nicht so gut ginge, aber unser Wurm bestimmt noch nicht kommen würde. Und ich lag auf der Couch und dachte mir: „Doch, ich glaube schon, dass es losgeht!“ Unterbewusst war ich mir sogar absolut sicher. Aber um mich vielleicht zu beruhigen, sagte ich das Thomas so direkt noch nicht. Das war jedoch nur eine Frage der Zeit, denn ab 18 Uhr begann ich mich und Thomas zu fragen, ob dieses komische Schmerzgefühl, dass ich mittlerweile hatte und das sich nicht mehr wie Regelschmerzen anfühlte, erste Wehen seien und ob es jetzt wirklich losgeht? Wir waren beide ratlos. In der Theorie ist es so einfach: Zeit messen zwischen den Wehen, also der Abstand zwischen dem Beginn der ersten und der nächsten Wehe. Aber es fühlte sich alles so durcheinander an, also der Schmerzpegel. Irgendwie nicht greifbar. Nur immer unangenehmer.
Von der Schwierigkeit, den Wehenabstand zu messen
Ich entschied gegen halb sieben Baden zu gehen und den unmittelbaren Test zu wagen: Würden die Schmerzen weggehen, waren es keine Wehen, würden sie stärker, sind es Wehen. Thomas begleitete mich ins Bad und bereitete meditative Musik für mich vor. Nachdem ich mich langsam in die Wanne gesetzt hatte, schien sich eine Linderung der diffusen Schmerzen einzustellen. Damit verbunden ertappte ich mich bei dem Gedanken, wie schade ich es fand, dass es wohl offenbar wieder ein Fehlalarm war. Doch als ich kurz nach 19 Uhr beim Abendessen saß, wurden die Schmerzen ganz plötzlich deutlich intensiver.
Um uns abzulenken, begannen wir gegen 19:45 Uhr den Film „Creed“ zu schauen. Ich schaffte es bis Minute 22, um dann zu Thomas zu sagen, dass es mir unmöglich war, sitzen zu bleiben und mich auf was anderes als meine Schmerzen konzentrieren und entsprechend atmen zu können. Thomas hat dann beschlossen, unsere zwei Hunde für alle Fälle zu unserer Hundebetreuung zu bringen. Währenddessen lief ich in unserer Wohnküche auf und ab und erreichte gegen 20:45 Uhr unsere Beleghebamme. Sie empfahl mir zum Einordnen des Wehenabstands, dass Thomas objektiv die Zeit anhand meiner körperlichen Zeichen stoppen solle und wenn wir bei 2-3 Minuten angelangt sind, ins Krankenhaus zu fahren. Letzteres wusste ich in der Theorie auch schon. Den Tipp konnten wir aber irgendwie nicht umsetzen. Außerdem musste ich nun alle 5-10 Minuten auf Toilette. Die Darmschmerzen, die ich beim Stuhlgang hatte, erschwerten zusätzlich das Schätzen des Wehenabstands. Ich befand mich nun zunehmend auf dem Klo und irgendwie wurde mir immer kälter. Unheimlich kalt. So kalt, dass ich zu zittern begann. Zurück im Wohnzimmer vernahm ich eine leises „Peng“. Ich hörte mich zu Thomas sagen, dass wohl meine Fruchtblase geplatzt sein könnte, wenngleich noch keine Flüssigkeit austrat.
Begossener Pudel im Flur wartet auf Mitnahmemöglichkeit
Gegen 21:45 Uhr sitze ich mal wieder frierend und schmerzerfüllt auf der Toilette. Ich habe das Gefühl, dass der Wehenabstand sehr gering ist. Beziffern kann ich ihn noch immer nicht genau. Mein Bauchgefühl sagt mir jedoch, dass ich mich unwohl fühle, in diesem Zustand weiter zu Hause zu bleiben. Also entscheiden wir uns, ins Krankenhaus zu fahren und uns daher anzuziehen. Ich bin zu diesem Zeitpunkt was die Schmerzen betrifft schon stark beeinträchtigt. Es braucht eine Weile, bis ich angezogen im Flur stehe als direkt vorm Losgehen der erste Schwall Fruchtwasser kommt und mich wie eingepullert dastehen lässt. Nun war endgültig klar, dass unser Wurm sich auf die Reise gemacht hatte. Mir laufen ein paar Tränen übers Gesicht, weil ich so eingepullert nicht ins Auto steigen möchte. Ich bitte Thomas um eine Vlieswindel, Die ich für die Wochenbettzeit besorgt hatte. Noch ist mir sowas nicht egal. Noch kann es mir also nicht so schlecht gehen. Es fühlte sich aber schon sehr danach an.