Gastbeitrag von Marie:
Um meine Gedanken und Gefühle bei der Geburt meines Sohnes zu verstehen, muss ich kurz erklären, was ich über Geburten wusste. Bevor mein Sohn geboren wurde, kannte ich drei Geburtsberichte (alle persönlich erzählt, die aus dem Internet sind leider irgendwie an mir vorbeigegangen).
Geburtserfahrungen meiner Mutter und Freundin
1. Meine eigene Geburt: Hölle, weil stundenlang kaum was passiert ist und dann in einer Zweistundenwehe ohne Pause der gesamte Muttermund aufgegangen ist. 20 Minuten erfolgloses Pressen, weil ich den Kopf im Nacken hatte. Glocke ansetzen, Kopf in Geburtsposition drücken und dann bin ich sofort (ohne Ziehen an der Glocke!) in einem rausgefluscht.
2. Mein Bruder: Traumgeburt. Regelmäßige, effektive Wehen mit Pausen. Nach Vier Stunden kam Presswehe 1 (Kopf draußen), dann Presswehe 2 (Körper draußen). Fertig.
3. Meine Freundin, die vier Tage vor mir ausgezählt war (auch erstes Kind), deren Sohn sich dann aber schon drei Wochen früher auf den Weg gemacht hat: Ab abends regelmäßige Wehen. Morgens um 7 Uhr Fruchtblase geplatzt, 8 Uhr mit 4 cm im Krankenhaus, 8:40 Uhr informiert meine Freundin die Hebamme, dass ihr Sohn gerade auf die Welt kommt. Nach einer 5 minütigen Diskussion, dass dies nicht möglich sei, fängt die vollkommen verdatterte Hebamme das Kind auf. Ja, meine Freundin hat gespürt, wie ihr Sohn aus ihr herausgeschoben wurde und währenddessen mit der Hebamme diskutiert. „Ist gar nicht schlimm so eine Geburt. Tut überhaupt nicht weh. Keine Ahnung, warum alle immer so einen Aufstand darum machen.“
Geburtserfahrungen sind selten perfekt
99,9% der Frauen, die vaginal entbunden oder es versucht haben und es leider in einem Kaiserschnitt geendet ist, werden ahnen, dass ich sehr, sehr schlecht vorbereitet war (den anderen 0,1% sage ich: herzlichen Glückwunsch, aber lass das Lottospielen. Du hast mit deiner Geburt den Jackpott sowas von geknackt).