Gastbeitrag von Carolin:
Seitdem ich wusste, dass ich schwanger bin, wollte ich eine Hausgeburt. Ich selber wurde auch zu Hause geboren und dadurch musste ich in meinem ganzen Leben noch nie ins Krankenhaus. Damit wollte ich jetzt nicht anfangen.
Geburt im Geburtshaus: Der Wunsch nach einer Hausgeburt
Ich beschäftigte mich schon früh in der Schwangerschaft mit der Geburt und las so ziemlich jeden Geburtsbericht, den ich im Internet finden konnte. Dadurch wurde ich noch mal in meinem Wunsch zu Hause zu entbinden bestärkt. Viel zu häufig wurde – meiner Meinung nach – bei den Berichten aus Krankenhäusern in den natürlichen Verlauf eingegriffen.
Geburt im Geburtshaus: Die Entscheidung für das Geburtshaus
Mein Partner war nicht begeistert von der Vorstellung zu Hause zu entbinden und plädierte für einen Kompromiss – ein Geburtshaus. Wie ein Zufall es wollte, lernten wir die „Standard-Hebamme“ meiner Frauenärztin kennen und fanden heraus, dass sie bereits meinen Partner und seine beiden Brüder entbunden hatte, Hausgeburten anbot und ein Geburtshaus betrieb.
Sie sagte mir relativ deutlich, dass sie, aufgrund weiterer, anstehender Geburten vermutlich keine Hausgeburt anbieten könne. Da ich mich bei ihr aber so wohl fühlte, war für mich das Geburtshaus auf einmal eine Alternative.
Geburt im Geburtshaus: Vorstellungen und Pläne
Ich las das Buch „Das Geheimnis einer schönen Geburt“ und malte mir die Geburt – bis auf das etwas „zerstörerische Ende“ – genauso aus, wie es letztendlich passiert ist.
Der grobe Plan war, so lange wie möglich zu Hause zu bleiben und dann „nur“ das Kind im Geburtshaus zu bekommen.
Geburt im Geburtshaus: Wassereinlagerungen an den Händen
Die letzten 3 Wochen vor dem errechneten Termin hatte ich massive Probleme mit meinen Händen. Durch Wassereinlagerungen – am restlichen Körper überhaupt nicht schlimm – schliefen meine Hände vor allem nachts häufig ein und schmerzten beim „auftauen“ unerträglich.
Geburt im Geburtshaus: Wehenfördernd
Dadurch war am Samstag – zwei Tage vor dem errechneten Termin – meine Stimmung auf dem Tiefpunkt und ich wollte einfach nur noch, dass es endlich losgeht. Daher „nötigte“ ich meinen Partner zum Sex („Es ist mir egal ob du Lust hast, da musst du jetzt durch“), da es ja heißt, dass dies wehenauslösend wäre.
Direkt danach spürte ich ein leichtes Zeihen im Unterleib, hielt das aber für unmöglich. Mein Partner fragte noch „Und? Wann geht´s dann jetzt endlich los?“ Ich sagte ihm, dass das auch noch ein paar Tage dauern könnte.
Geburt im Geburtshaus: Die Entscheidung für das Geburtshaus
Nachts um 2:50 Uhr wachte ich mal wieder von den Schmerzen in meinen Händen auf und stand auf. Auf dem Weg zur Toilette spürte ich auf einmal, wie es mir warm die Beine runterlief. Die Fruchtblase war geplatzt!!!
Geburt im Geburtshaus: Tracking mit der Wehen-App
Nachdem ich mich frisch gemacht hatte, ging ich ins Wohnzimmer und lud mir eine Wehenapp runter. Damit verfolgte ich die Wehen, die direkt nach dem Blasensprung eingesetzt hatten. Sie kamen bereits alle 2-3 Minuten, waren aber eher wie ein leichter Regelschmerz und nur 30-45 Sekunden lang.
Geburt im Geburtshaus: Entspannung in der Wanne
Um ca. 5 Uhr weckte ich meinen Partner und eröffnete ihm, dass es losgeht, ich mir jetzt eine Wanne einlasse und deshalb die Türen zwischen Schlafzimmer und Badezimmer offen lassen würde. Ich habe mal irgendwo gelesen, dass man nicht alleine baden gehen soll, falls der Kreislauf wegsackt.
Mein Partner war ebenso gelassen wie ich, drehte sich um und schlief noch mal weiter.
Im Bad lies ich mir die Wanne mit Badesalz und einem Geburtsöl ein, stellte Kerzen auf und entspannte mich. Im Wasser kamen die Wehen nur noch alle 4-5 Minuten bei ca. 60 Sekunden.
Geburt im Geburtshaus: Telefonat mit der Hebamme
Um ca. 6 Uhr wurde das Wasser etwas kalt und ich wollte neues, heißes Wasser nachlaufen lassen. Aber es kam leider nur kaltes Wasser aus dem Hahn! Meine Laune sank in den Keller! Ich wollte hier nicht raus!
Im Bett kamen die Wehen wieder alle 2-3 Minuten und wurden immer intensiver. Um 7 Uhr telefonierte ich mit meiner Hebamme und informierte sie über den bisherigen Verlauf.
Geburt im Geburtshaus: Nicht zu früh ins Geburtshaus
Da die Wehen von Beginn an alle 2-3 bzw. 4-5 Minuten kamen, wusste ich nicht genau, wann wir losfahren sollten. Meine große Angst war, dass wir im Geburtshaus ankommen und es hießt „2 Zentimeter, das dauert hier noch lange…“.
Nach dem Telefonat kam wieder heißes Wasser aus der Leitung und ich gönnte mir ein zweites Bad. Die Wehen musste ich jetzt bereits vertönen.
Geburt im Geburtshaus: Blut in der Wanne
Mein Partner ging Brötchen holen und wir frühstückten noch zusammen im Bad.
Um ca. 9:10 Uhr war dann ein wenig Blut in der Wanne zu sehen. Dies verunsicherte mich. Ich bat meinen Partner die Hebamme anzurufen. Zum selber telefonieren war ich nicht mehr in der Lage. Sie riet uns, dass wir uns auf den Weg machen sollten.
Geburt im Geburtshaus: Das Schlimmste war die Fahrt
Die 30 Minuten Fahrt zum Geburtshaus waren eigentlich das Schlimmste bei der ganzen Geburt. Um ca. 10 Uhr trafen wir dort ein und ab der Ankunft kann ich die Wehen zählen bis mich die erste Presswehe überrollte.
Es waren ca. 10-12 Wehen. Während dieser Wehen untersuchte mich meine Hebamme und der Satz „7 Zentimeter und schlimmer werden die Wehen jetzt auch nicht mehr“ beruhigten und bestärkten mich ungemein.
Geburt im Geburtshaus: Strategie zum Öffnen des Muttermundes
Um den Muttermund vollständig zu eröffnen sollte ich 2 Wehen auf der linken und 2 Wehen auf der rechten Seite im Wechsel verbringen. Gleich die erste Wehe auf der linken Seite war dann aber auch schon eine Presswehe.
Unsere Hebamme wollte eigentlich ihren Kaffee austrinken gehen, kam dann aber mit den Worten „Ihr habt es aber eilig“ zurück geschossen, bat mich die nächsten Wehen zu veratmen damit sich der Muttermund noch weiter öffnet und sie Zeit zur Vorbereitung hat.
Geburt im Geburtshaus: Es ist ein Mädchen!
Nach ein paar Minuten war es auch schon so weit und mein Partner sollte sich hinter mich setzen. Er half mir mit während der Presswehen die Beine anzuziehen.
Ein paar Presswehen und ca. 20 Minuten später lag um 10.55 Uhr auch schon unser Baby auf meinem Bauch. Wir wussten nicht, was es werden sollte und schauten nach. Ein Mädchen! Und sie schietterte und meckerte sofort los 🙂 Ging ihr wohl auch am Ende ein wenig schnell…
Geburt im Geburtshaus: Dammschnitt
Nachdem der Papa die Nabelschnur durchgeschnitten, die Nachgeburt geholt und angeschaut und wir unser kleines Mädchen ausgiebig bestaunt hatten, musste ich dann noch ordentlich geflickt werden. Während der Presswehen ist wohl meine Scheideninnenwand eingerissen und damit diese nicht weiter unkontrolliert reißt, hat meine Hebamme noch einen Dammschnitt gesetzt. Das erklärt sicherlich auch die „Geschwindigkeit“ der Geburt.
Geburt im Geburtshaus: Das zweite Fühstück
In den nächsten Stunden durfte ich bei einem zweiten Frühstück dabei zusehen, wie die kleine Maus untersucht und angezogen wurde. Danach wankte ich unter die Dusche (Ich hatte in den nächsten Tagen noch mächtig mit meinem Kreislauf zu kämpfen.) und erholte mich mit der kleinen Maus auf dem Arm auf einer Liege während die Hebamme die Formalitäten klärte.
Geburt im Geburtshaus: Kennenlernen im Bett
Um 16 Uhr wurden wir dann „nach Hause entlassen“ wo wir die nächsten zwei Wochen zu Dritt mehr oder weniger im Bett verbrachten und uns kennenlernten.
Insgesamt würde ich die Geburt jederzeit wiederholen – vielleicht ohne das „Gemetzel“ am Ende – und freue mich sowohl auf die nächste Schwangerschaft, als auch auf die nächste Geburt 🙂
Einen weiteren Bericht zu einer schönen Geburt im Geburtshaus findest du hier:
Weitere Geburtsberichte findest du hier:
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