Gastbeitrag von Karina
Ich bekam vor kurzem meine 3. Tochter Sophia.
Da meine Großen schon 12 und 15 sind und ich sie unter nicht so tollen Umständen gebar, dachte ich, dass es dieses Mal besser werden muss und habe mich sehr gut vorbereitet.
Kreißsaal Horror: All das Wissen brachte mir nichts
Man staune wieviel ich dazu gelernt habe. Damals war Internetwissen nicht verfügbar und alles was ich zu Schwangerschaft und Geburt wusste, kam vom Arzt oder Familienzeitschriften.
Ich wusste dieses Mal was zu tun ist. Ich wusste, wie es sich anfühlt und ich wusste, dass ich eigentlich Zuhause gebären möchte, aber mein Freund wollte davon nichts hören.
Kreißsaal Horror: Gute Entscheidung?
Ich entschied mich für das geburtsfreundlichste Krankenhaus in Dresden: St. Joseph Stift.
Mit allen möglichen Auszeichnungen und tollen Hebammen war ich davon überzeugt, die Alternative zur Hausgeburt gefunden zu haben!
Kreißsaal Horror: Seit vier Tagen Wehen
Am 20. Juli ging ich nach 20:00 Uhr in den Kreißsaal. Da hieß es aber, dass die Wehen unregelmäßig sind und ich wieder heim darf.
Da meine Wehen mich aber bereits seit 4 Tagen nicht haben schlafen und ausruhen lassen, bat ich um ein Schmerzmittel.
Ich wollte schlafen, um am nächsten Tag fit zu sein, um mein Baby zu gebären.
Kreißsaal Horror: Blasensprung
Zuhause wieder angekommen platzte nach dem Duschen meine Fruchtblase.
Beim dritten Kind kann es nach dem Blasensprung sehr schnell gehen, daher haben wir uns gleich wieder auf dem Weg gemacht.
Es hieß, dass die Wehen noch immer sehr unregelmäßig seien, aber wir durften bleiben.
Kreißsaal Horror: Ich muss in mich gehen!
Zuerst kreiste ich meine Hüften auf einem Hocker, dann kam ich in die Geburtswanne.
Hier haben sich meine Schmerzen verschlimmert und ich schrie immer wieder auf, bis ich mich an meine Vorbereitungen erinnerte und in mich ging.
Die Zeit verging sehr schnell, die Nacht war rum, als eine andere Hebamme mich übernahm und versprach, dass ich mit ihr mein Kind bekomme. Bald!
Kreißsaal Horror: Ich verlor mich!
Dann ging für mich die Hölle los. Es war keiner da, der mich hätte erinnern können, was ich gelernt habe.
Die Hebammen setzten mich unter Druck, haben mich Position annehmen lassen, die sich einfach nur schlecht anfühlten und nicht richtig.
Und immer hörte ich nur, dass ich mein Baby gefährde, wenn ich nicht dies und jenes mache.
Ich war erschöpft. Anstatt in mir zu ruhen, meinem Körper zu vertrauen, verlor ich mich!
Kreißsaal Horror: Lachgas gegen Wehenschmerzen
Ich verlangte Schmerzmitteln. Ich war sauer, enttäuscht und unkooperativ. Ich fühlte mich nicht verstanden und wollte nur noch, dass es vorbei ist!
Ich bekam Oxytozin und selbst als ich es mehrfach gesagt habe, dass sie es wieder wegnehmen sollen, taten die Hebammen es nicht.
Ich verstand die Welt nicht mehr. Meine Wehen waren nicht regelmäßig, selbst mit dem Wehentropf. Eigentlich zu keinem Zeitpunkt und mein Kind kam trotzdem!
Die Schmerzmittel haben nicht viel gebracht. Ich wollte eine PDA. Ich bekam keine und erst beim Schichtwechsel, nach weiteren 8 Stunden bekam ich Lachgas.
Kreißsaal Horror: Volle Kreißsäle und Zeitdruck
Die Hebammen haben wahrscheinlich ihr Bestes gegeben, aber durch das geburtsreiche Wochenende standen sie unter Druck, die Kreißsäle schnell für die Nächste frei zu stellen.
Oder sie bekamen noch nie selbst Kinder, waren alle, auch die Ärztin noch unerfahren, jung und kinderlos.
Vielleicht ist eine herzliche und verständnisvolle Begleitung nicht möglich, wenn man es selbst nie erlebt hat?
Kreißsaal Horror: Geliebtes Lachgas
Wie auch immer. Ich wollte ab dem Moment mein Lachgas nicht mehr hergeben! Es war herrlich. Die Zeit ist stehen geblieben.
Die jenigen, die mal gekifft haben, werden es am meisten nachvollziehen können. Ich war unter Droge. Ich war schmerzfrei und gut gelaunt.
Ich war fast nackt und habe mich über das Fruchtwasser, dass aus mir kam sehr gefreut.
Kreißsaal Horror: Zu spät für eine normale Geburt
Doch als die Maske mir weggenommen wurde, war es bereits zu spät für eine normale Geburt.
Es hieß, dass ich nicht mitgearbeitet und gepresst hätte, dass mein Baby in großer Gefahr ist. Dass ich sie gefährdet habe und jetzt endlich mal mitmachen muss, um das Kind zu retten.
Kreißsaal Horror: Alles zu schnell
Es ging soooo schnell. Die Ärztin und die Hebamme zogen, schoben und schrien zusammen.
Aufgeschnitten wurde ich natürlich auch, muss man, wenn es schnell gehen muss.
Kreißsaal Horror: Sie atmet nicht
Sophia kam blau auf die Welt. Wie meine erste Tochter auch. Sie hat nicht geatmet.
Ich wusste, dass es ok ist und einen Moment dauern kann. Solange wie sie an der Nabelschnur hängt ist sie versorgt.
Doch da geriet die Ärztin wieder in Panik. Schnitt, ohne es mit mir abzustimmen, die Nabelschnur durch und rannte mit meiner Tochter aus dem Raum!
Kreißsaal Horror: Ärzte in Panik
Als sie die Türen aufschoben, hörte ich meine Sophia bereits atmen. In den Armen einer völlig fremden, in Panik geratenen Ärztin!
Ich schickte meinen Freund schnell hinterher. Nach einer Minute war alles wieder gut und sie brachten mir mein Baby wieder.
Kreißsaal Horror: Das war meine letzte Geburt
Ich habe mir die Geburtsunterlagen geben lassen.
Ich bin alles mit meiner befreundeten Frauenärztin, die selbst jeden Tag Geburten begleitet, durchgegangen.
Es hätte alles anders aussehen können, liebevoller, verständnisvoller, langsamer und aufgeklärter.
Es war meine letzte Geburt. Mehr Kinder möchte ich nicht haben. Die Chance auf eine liebevolle natürliche Geburt bekomme ich nicht mehr, aber ich kann vielleicht den Frauen helfen, die diese Möglichkeit noch haben.
Kreißsaal Horror: Mein Appell
Liebe Schwangere, liebe Mamis und die die es werden wollen:
Geburtshaus ist eine tolle Alternative. Dort kennt man die Hebamme, die einen begleiten wird, kann eine Beziehung aufbauen, Vertrauen schenken.
Gerade in großen Städten ist man trotzdem schnell in einer Klinik, wenn etwas "schief gehen" sollte.
Aber lasst euch Zeit und vertraut und hört auf euren Körper. Er weiß doch ganz genau, was und wie zu tun ist.
Im Krankenhaus herrscht Zeit- und Kostendruck
Lasst euch nicht davon überzeugen, dass ein Krankenhaus es liebevoll schafft. Sie haben ihre eigene Welt und Vorschriften und hören nicht auf euch und eure Wünsche.
Leider sind wir in einem Krankenhaus nicht mehr als eine Nummer, die schnell ihre Sache erledigen soll, um der nächsten Nummer Platz zu machen.
Wenn es ein paar Hebammen in den Krankenhäusern gibt, die ihren Beruf aus Berufung ausüben und mit Herzen bei der Sache sind, also bei uns, da freue ich mich.
Aber diese zu treffen und es zu schaffen, das Kind in ihrer Schicht zu bekommen, ist sicher nicht einfach.
Fazit: viel zu viele Eingriffe, Belehrungen aus dem Praxisbuch. Viel zu wenig Liebe, Geduld und Herz.
Folgt euren Herzen!
Ich wünsche euch eine schöne Geburt.